Demokratiemonitor

Mit Blick auf den 175. Jubiläumstag der Bundesverfassung gibt der neue Think+Do Tank für demokratische Kultur «Pro Futuris» in Kooperation mit gfs.bern den neuen «Demokratiemonitor 2023» heraus. Die repräsentative Befragung zeichnet ein umfassendes Bild über den Zustand der Schweizer Demokratie aus Sicht der Bevölkerung.
Das Resultat: Die Einwohner:innen des Landes stehen hinter den demokratischen Mitbestimmungsrechten der direkten Demokratie - selbst wenn sie allgemein unzufrieden gegenüber der Schweizer Politik sind. Gleichzeitig blicken breite Bevölkerungsteile skeptisch bis pessimistisch auf die Fähigkeit der Politik, die Probleme von heute und morgen lösen zu können. Machen Sie sich jetzt selbst ein Bild und lesen Sie den neuen Demokratiemonitor!

Der Demokratiemonitor 2023

Den gesamten Demokratiemonitor können Sie hier als PDF herunterladen. Einige zentrale Erkenntnisse finden Sie auf dieser Seite:

Das Pro-Futuris-Projektteam,
Che Wagner, Nathalie Klauser und Ivo Scherrer

Ergebnisse in Kürze

Bevölkerung ist skeptisch gegenüber Lösungsfähigkeit der Politik

Die Einwohner:innen des Landes stehen hinter den demokratischen Mitbestimmungsrechten der direkten Demokratie – auch wenn sie allgemein unzufrieden mit der Schweizer Politik sind.

Gleichzeitig blicken breite Bevölkerungsteile skeptisch bis pessimistisch auf die Fähigkeit der Politik, die Probleme von heute und morgen lösen zu können. Sie sehen Populismus, Polarisierung, Lobbying und nicht genügend unabhängige Medien als Gefahren für die auf Konkordanz und Kompromisse ausgerichtete Demokratie.

Die Kritik richtet sich primär an die Adresse der Politik: Die Einwohner:innen wünschen sich mehr Kompromissbereitschaft und bessere Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme.

Zufriedenheit

Demokratie ist allen wichtig: 91% der Bevölkerung gibt an, ziemlich oder sehr an Politik interessiert zu sein. Ein Grossteil der Bevölkerung (73%) schätzt den Einfluss der Politik auf den Alltag als hoch ein.

Frage:

Ist der Einfluss der Schweizer Politik auf Ihren Alltag...

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren, die einen sehr grossen/eher grossen/eher kleinen Einfluss der Schweizer Politik auf ihren Alltag wahrnehmen. © gfs.bern, Zukunft Demokratie 2050, Februar/März 2023 (n=5975)

Polarisierende Sicht auf Politik: Die Bevölkerung ist gespalten, was die Zufriedenheit mit der Schweizer Politik grundsätzlich betrifft: Eine knappe Mehrheit von 53% ist eher oder sehr zufrieden und eine grosse Minderheit von 46% ist eher oder sehr unzufrieden.

Frage:

Wie zufrieden sind Sie generell mit der Politik in der Schweiz?

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Grundregeln sind stimmig: Die Bevölkerung ist zufrieden mit den Grundregeln der Demokratie (77% sind eher oder sehr zufrieden). Besonders positiv gesehen wird das Schweizer System der Einbindung von Minderheiten (81% Zustimmung) sowie der ausgeprägte Föderalismus (71%). Bemängelt wird die fehlende Transparenz in den Entscheiden von Politik und Verwaltung (57% finden dies zufriedenstellend gelöst).

Frage:

Wie zufriedenstellend sind die folgenden Aspekte aus Ihrer Sicht in der Schweiz gelöst? Bitte geben Sie jeweils Ihrem generellen Eindruck an, und unterscheiden Sie nicht zwischen nationaler, kantonaler und Gemeinde-Ebene.

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, Zukunft Demokratie 2050, Februar/März 2023 (n=5975)

Durchzogene Leistungsbilanz der Schweizer Politik: Eine knappe Mehrheit (59%) ist eher oder sehr zufrieden mit den Lösungen, welche die Politik erarbeitet, wobei eine gewichtige Minderheit von 41% nicht oder gar nicht zufrieden ist.

Frage:

Eine generelle Frage zum Thema Resultate der Schweizer Politik, also um deren Fähigkeit, Probleme zu lösen und unser Zusammenleben zu organisieren: Wie zufrieden sind Sie mit den Resultaten der Schweizer Politik?

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Teilhabe

Politische Mitbestimmung wird sehr geschätzt: 85% der Bevölkerung sind eher oder sehr zufrieden mit den Teilhabemöglichkeiten, auch nach Corona. Insbesondere die Möglichkeit Volksinitiativen zu starten, das Referendum zu ergreifen sowie an Wahlen teilnehmen zu können, werden sehr geschätzt (jeweils über 80% Zustimmung). Nachholbedarf sieht die Bevölkerung bei politischen Rechten von Menschen mit Behinderungen (42% sind damit zufrieden) und den fehlenden politischen Rechten von Einwohner:innen ohne Schweizer Pass (52% sind damit zufrieden).

Frage:

In der Schweiz gibt es verschiedene Formen von Mitbestimmung. Wie zufriedenstellend sind aus Ihrer Sicht die folgenden Instrumente zur politischen Mitbestimmung in der Schweiz gelöst?

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Stärken und Schwächen unserer Demokratie: Viele Eigenschaften des Schweizer Politiksystems haben einen guten Ruf: 89% empfinden es als kompromissfördernd, 73% als langsam aber langfristig stabil. Gleichzeitig blicken viele Befragte auch kritisch auf die Schweizer Politik. Als Gefahren werden am häufigsten Populismus (71% Zustimmung) sowie die Polarisierung der Meinungen und Fragmentierung von politischen Lagern (63%) genannt.

Frage:

In der Schweiz gibt es verschiedene Formen von Mitbestimmung. Wie zufriedenstellend sind aus Ihrer Sicht die folgenden Instrumente zur politischen Mitbestimmung in der Schweiz gelöst?

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Zukunft

Die wichtigste Herausforderungen: Die wichtigsten politischen Herausforderungen sieht die Bevölkerung in der Gesundheitspolitik (70% nahmen dies in ihre Top 5) und der Alterssicherung (63%) sowie der Versorgungssicherheit (53%), der Klimakrise (50%) und der Zuwanderung (49%).

Frage:

Klicken Sie bitte die 5 Themen an, die Sie persönlich als die fünf zukünftig wichtigsten Probleme der Schweiz ansehen.

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Kein grosser Zukunftsglaube: Die Hälfte (50%) der Befragten glaubt nicht, dass die Politik die bevorstehenden Herausforderungen mit dem Horizont 2050 in Zukunft wird lösen können. Eine deutliche Mehrheit (65%) sieht dafür «Probleme des politischen Systems» selbst verantwortlich.

Frage:

Ist die Schweizer Politik aus Ihrer Sicht in der Lage, auf diese Ereignisse und Herausforderungen richtig zu reagieren?

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Stillstand bei Demokratieentwicklung: Die Bevölkerung ist pessimistisch, was mögliche Veränderungen des demokratischen Systems bis 2050 betrifft: Nur rund ein Viertel der Befragten denkt, dass sich unser politisches System positiv verändern wird, weitere 37% denken, es verändert sich nichts.

Frage:

Wenn Sie an das politische System in der Schweiz im Jahr 2050 denken: Wird sich das politische System in der Schweiz im Jahr 2050 aus Ihrer Sicht…

in % Einwohner:innen ab 14 Jahren © gfs.bern, ZukunftDemokratie 2050, Februar/März 2023 (n=6238)

Die Studie

Die Befragung wurde vom Forschungsinstutut gfs.bern im Auftrag von Pro Futuris, dem Think+Do Tank der SGG, durchgeführt. Die Grundgesamtheit der Befragung sind Schweizer Einwohner:innen ab 14 Jahren, die mindestens eine der drei Landessprachen (Deutsch, Französisch oder Italienisch) beherrschen.
Die Datenerhebung fand im Rahmen von Online-Panels «Polittrends», CATI-Befragungen und Opt-Ins via 20min.ch zwischen dem 17. Februar und 19. März 2023 statt. Es wurden insgesamt 6’238 (DCH = 3'374, FCH = 2'509, ICH = 355) Menschen befragt. Der Stichprobenfehler liegt bei ±1.24 Prozentpunkte bei 50/50 und 95-prozentiger Wahrscheinlichkeit. Die Stichprobe wurde für die Analyse gewichtet nach Alter/Geschlecht interlocked, Sprache, Siedlungsart, Bildungsniveau, Parteiaffinität und Regierungsvertrauen.

Die Autor:innen

Pro Futuris, Think+Do Tank der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft

Um die Demokratie aus Sicht der Bevölkerung besser zu verstehen, hat Pro Futuris den Demokratiemonitor in Auftrag gegeben und dessen Erkenntnisse in Zukunftsbildern zugänglich und spielerisch erlebbar gemacht.

Projektteam:

Che Wagner

Programmleiter «Teilhabe»

Nathalie Klauser

Projektleiterin «Demokratie 2050»

Ivo Scherrer

Programmleiter «Pluralismus»

David Taddeo

Projektmitarbeiter

gfs.bern

Das Forschungsinstitut gfs.bern hat die Befragungen durchgeführt und die erhobenen Daten analysiert und mitausgewertet.

Projektteam:

Urs Bieri

Co-Leiter

Adriana Pepe

Junior Projektleiterin

Tobias Keller

Projektleiter

Alessandro Pagani

Wissenschaftlicher Mitarbeiter